Zuerst müssen wir wegen der Zecke zum Arzt. Nach einem eiligen Kaffee machen wir uns auf zu unserem Herrn Dr. Bundi, der aber nicht in seiner Praxis ist. So lassen wir uns mit einem Termin um 07.30h auf den nächsten Tag vertrösten.
Wieder zu Hause angekommen, muss ich Nicole bitten, mir mal „ein Auge zu leihen“. Es geht um einen kleinen Punkt am linken Oberarm. „ihhh … scho wieder e Zäcke!!„ lautet ihre Diagnose. „Na warte!“, denke ich und bin zum Äussersten bereit, werde aber von meiner privaten Krankenschwester zurückgehalten. Ihr fällt nun wieder ein (eine Nacht zu spät), wie genau Zecken zu entfernen sind. „Igfriere muess mer si“, kommt es ihr wieder in den Sinn; „denn ka mer sie use risse ohni dass si e Gift bim Schock usscheidet“. Kluger Rat ist bei uns zwar nicht teuer, dafür aber eiskalt. Ein Blick ins Eisfach verrät uns, dass da, ausser ein paar gefrorenen Würsten, rein gar nichts ist. Als Nicht-Vegetarier trifft Nicole blitzschnell eine eiskalte und fleischige Entscheidung: „Denn gfriere mir dä Siech halt mit ere Wurscht i“. Ganz platt ob der eiskalten Schlagfertigkeit denke ich: „Wow! Die Krankenschwester die aus der Kälte kam“.
So wurde die Zecke in die ewigen Eisgründe geschickt, standrechtlich erfroren, und dies erst noch mit einem „Chlöpfer“ aus dem Bündnerland (wenn auch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum). Nachdem mein Oberarm sichtlich erbleicht wenn nicht gar blau war, wurde der Corpus Delicti des Delinquenten einfach „gezogen“, wie ein böser Zahn.
Mit einem Loch im Knie und einem Loch im linken Oberarm, sowie mit einem „gespritzten“ Knie von Nicole starten wir so mit einiger Verspätung unsere Tour, die uns dann aber für alles reichlich entschädigen wird. Wir starten von der Alp Staviala Vedra (2002 m.ü.M.) und besteigen den Um Su (2357 m.ü.M.), von wo aus wir in Richtung oberer Teil der Alp Cavel gehen. Die Berglandschaft um den Um Su vermag uns immer wieder aufs neue zu begeistern. Erinnert es teils an schottisches teils an mexikanisches Hochland. Fantastisch. Wir stechen soweit vor, dass wir ziemlich nahe vor dem Piz Gren (2852 m.ü.M.) stehen. Wir sind bei bester Fitness und würden den Piz Gren am liebsten gleich auch noch besteigen. Hierfür ist es aber schon viel zu spät. Die Vernunft siegt und so rasten wir, den Piz Gren vor der Nase, an einem nicht minder eindrucksvollen und schönen Platz auf ca. 2600 m.ü.M. Hirschwurst, Alpkäse und Wein schmecken da nicht weniger gut.
Am
Abend gönnen wir uns in der Pitschermühle in Pitasch unser traditionelles
Fondue, das, seit dem wir im 2002 diese winzig kleine Beiz entdeckt haben,
ganz einfach aufs Programm gehört.