Es wurde spät am Vorabend. Sehr spät. Obschon bereits nach der ersten Runde klar war, dass das „Spiel des Lebens“ (ganz entgegen seinem Ruf) nichts taugt, musste dieses ja dennoch amortisiert werden.
Ungeachtet dessen, war es die weibliche Delegation, die so lange nach Revanche schrie, bis der Genugtuung genug getan war. Zwischen den einzelnen Runden wurden sodann auch kurzer Hand die Regeln geändert, damit das „Spiel des Lebens“ doch noch zu einem lebendigen Spiel mutierte. Die männliche Delegation forderte, dass das Spielfeld „Du heiratest“, wenn schon nicht aus dem Spielbrett heraus geschnitten, dann aber wenigstens als fakultativ erklärt würde, so wie dies im wirklichen Leben auch der Fall ist, zumindest in vereinzelten Fällen. Dass im „Spiel des Lebens“ nicht mit „Töggeli“ zu Fuss gegangen sondern mit Autos gefahren wird, auf welche der Spieler seine erworbenen Ehemänner/-frauen und Kinder drauf setzen bzw. stecken kann, lässt den Verdacht zu, dass das Spiel von Frauen erfunden wurde.
Regeln hin Regeln her, wurde sodann zu guter letzt aus Gründen der Spannungssteigerung das Feld „Du heiratest“ wieder als Pflichtfeld erklärt, welches dann aber mit einer Prämie von Fr. 10'000.- entschädigt werden sollte. So war es dann auch die weibliche Delegation, die sich plötzlich mit der Frage konfrontiert sah, „wieso sitzt min Alte eigentlig vorne?“ Schwups, der Alte nahm Platz auf dem Rücksitz (bei den erworbenen Kindern). Es wird gemunkelt, dass Charly des Nachts beim Versuch ertappt worden sei, das Feld „Du heiratest“ doch noch endgültig aus dem Spielbrett zu schneiden.
So wurde der Abend einerseits sehr spät, andererseits sehr untypisch für unseren Urlaub im direkten Vergleich zu den geplanten Vorhaben. Ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verrät, dass Weiterschlafen angesagt ist. Das Wetter ist noch schlechter als am Vortag. Nach einem späten Frühstück wird dann (um „Spiel des Lebens“ zu vergessen) eine Runde Monopoly gespielt.
Danach geht es für ein paar Schritte in die Höhe und anschliessend fahren wir nach Vrin (1448 m.ü.M.). Wir sehen einige Tiere. Grosse Heuschrecken, Schnecken und Rehe, darunter ein Prachtexemplar eines Dammhirsches . Der Bär lässt sich noch nicht blicken. Gegen Abend dann kommt die Sonne doch noch zum Vorschein, was uns erlaubt, Tisch und Stuhl vor das Haus zu stellen und ein bescheidenes „kaltes Plättli“ in der Abendsonne zu geniessen.